Meuselwitz liegt in der geschützten Lage des Friedenstals, wo die Gokel in den Schwarzen Schöps mündet und die Felsformationen im Krobnitzer Park zusätzlichen Schutz bieten.


Diese ideale Umgebung diente bereits in frühster Zeit als Jagd- und Siedlungsgebiet. Archäologische Funde, darunter polierte Feuersteine und ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit, belegen die lange Besiedlungsgeschichte unseres Ortes.

1500 vor Christi siedelten keltische Stämme in unserem Gebiet, sie wurden von indogermanischen Einwanderern westwärts verdrängt. Im 2. Jahrhundert begann die Besiedlung durch die Germanen. Im Zuge der Völkerwanderung vom 4. bis 5 Jahrhundert verließen sie unser Gebiet wieder und es wanderten ab dem 6. Jahrhundert verschiedene slawische Stämme ein. Ab dem 8. Jahrhundert besiedelten Milzener unser Gebiet und bauten Ringwälle und Fluchtburgen. Davon sind in unserer unmittelbaren Nähe die beiden Schanzen in Schöps und Melaune bekannt.


Der 1018 in Bautzen geschlossene Friedensvertrag zwischen dem deutschen Kaiser Heinrich II. und dem polnischem Herrscher Boleslaw I. Chorbry, beendete die ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Polen und Deutschen.
1158 geht die Oberlausitz als Lehen an Böhmen. Ende des 12. Jahrhunderts erreichte Meuselwitz die deutsche Einwanderungswelle über die Via Regia. Geburtenüberschüsse und eine neue Erbfolgeregelung (Der Erstgeborene erhielt Land und Vieh, die anderen wurden ausgezahlt) führten dazu, dass über 200.000 Auswanderer sich eine neue Heimat suchten. Sachsen, Thüringer und Franken zogen ostwärts. Namen wie Frankental, Altfranken, Frankenberg, Frankenhausen, Sachsendorf oder Sachsenburg haben darin ihren Ursprung.
Die Einwanderer brachten den eisernen Pflug mit Schar, Sech und Streichbrett mit. Wind-, Wassermühlen und Pferde als Zugtiere trugen zur weiteren Steigerung der Erträge bei.
Lokatoren wiesen den Neuankömmlingen Flächen zu. Dies sind in der Regel langgesteckte Flurstücke, auf denen durch Rodungen ständig neues Ackerland geschaffen wurde. Diese wurden auch als Hufe bezeichnet – ca. 24 Hektar, auf denen sich auch das Gehöft befand. Die Namen der Lokatoren oder Siedlungsbeauftragte finden sich in Ortsnamen wie: Cuno-Cunnersdorf, Friedrich-Friedersdorf, Arno-Arnsdorf, Markus-Markersdorf, Dietrich-Dittersbach oder Siegfried für Seifersdorf wieder.
Die erste urkundliche Erwähnung von Meuselwitz findet sich in einem Vertrag von 1238. Darin ist vereinbart, dass die Orte Muslawic (Meuselwitz) Parode (Borda) und Gorch (Gurigk) vom böhmischen König Wenzel für 230 Taler an das Nonnenkloster Marienthal verkauft wurden.
Der Name Meuselwitz leitet sich von einem sorbischen Personennamen ab, der so viel bedeutet wie, „der Überlegende“ oder „der gütig Denkende“.
1382 lautete der Ortsname Musilwicz, 1416 Musselwicz und 1447 Mewselwicz; der heutige Name wird seit dem 18. Jahrhundert verwendet. Meuselwitz ist ein Waldhufendorf.
Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche in Meuselwitz datiert auf das Jahr 1346.


Die Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau schlossen sich 1346 zum Oberlausitzer Sechsstädtebund zusammen. Sicherheit auf den Handelswegen und eine politische Stärkung der Städte waren das Ergebnis. Das Stadtbündnis währte bis 1815, also fast 500 Jahre.
Im Kampf gegen die Hussiten 1424 wurden die Bauern aus Meuselwitz vom Kloster Marienthal in Ostritz verpflichtet, 40 Männer und 3 Wagen bereitzustellen.
Immer wiederkehrende Pestepidemien forderten im Mittelalter große Opfer unter der Bevölkerung. Einige Städte und Dörfer wurden fast entvölkert. In Meuselwitz brach die Pest 1632 und 1634 aus.
1647 war der erste Lehrer Hans Lies in Meuselwitz tätig.
1549 kam die Reformation mit Pfarrer Johannes Conradus nach Meuselwitz. Damit gab es ein evangelisches Dorf unter der Grundherrschaft eines katholischen Klosters.
Von 1618 bis 1648 wütete der 30-jähriger Krieg, Krankheiten und Hungersnöte forderten ca. 60.000 Tote in der Region.
Im Ergebnis des Prager Friedens fiel die bislang zu Böhmen gehörende Oberlausitz 1635 an den Kurfürsten von Sachsen. Sie blieb staatsrechtlich ein eigenes Land, Landesstände behielten ihre Rechte und ein Verschmelzen mit dem Kernland Sachsen wurde ausgeschlossen.
Schon 1704 gab es in Meuselwitz eine Bibliothek.
Schwere Kämpfe gab es im Siebenjährigen Krieg von 1756-1763 in der Oberlausitz. Bekannt sind die verlustreichen Schlachten in Hochkirch.
Während der Napoleonischen Kriege war unser Gebiet immer wieder Durchzugs- und Aufmarschgebiet militärischer Verbände. In dieser Zeit verlor die Meuselwitzer Kirche einen silbernen Kelch, eine Oblatenschachtel und einen wertvollen Teller.
Der Wiener Kongress beendete 1814 den Krieg. Sachsen musste Gebiete an Preußen abgeben. Die Grenze verlief nun unmittelbar südlich unserer Gemeinde. Meuselwitz gehörte nun zu Preußen.
1827 Erste Formen von kommunaler Zusammenarbeit mit der Gründung des Gesamtschulverbandes der Gemeinden Borda, Meuselwitz, Krobnitz, Schöps und Dittmannsdorf. Im Ergebnis des Zusammenschlusses erfolgte 1831 die Grundsteinlegung der neuen Schule, gebaut vom Reichenbacher Maurermeister Pötschke für 1575 Taler (heute Am Sportplatz 2).


In der Dorfmitte von Meuselwitz befindet sich der Gerichtskretscham, ein historisches Gebäude, in dem die niedere Gerichtsbarkeit ausgeübt wurden.

Am 14.07.1844 begann der Bau, der südlich von Meuselwitz gelegenen Eisenbahnstrecke von Dresden nach Görlitz. Die Strecke wurde am 01.09. 1847 eröffnet. 1866 fuhren die ersten Züge von Berlin nach Görlitz. Diese modernen Verkehrswege waren eine der Grundlagen für die wirtschaftliche Entwicklung der Region.

Baubeginn für die neue neoklassische Kirche war der 1. März 1856. Als Fertigstellungstermin war der 1. Dezember1856 vorgesehen. Somit konnte nach 9-monatiger Bauzeit Weihnachten in der neuen Kirche gefeiert werden. Die Endabrechnung erfolgte am 7.Oktober1857, die Baukosten beliefen sich auf 6.177 Taler. 1857 erfolgte der Einbau der Menger Orgel für 1.100 Taler. Von 1853 bis 1862 war Carl Heinrich Weigand Pfarrer und hatte maßgeblichen Anteil am Neubau der Kirche.
1866 erfolgte die Abgabe des Patronats des Klosters Sankt Marienthal zu Ostritz an den Liegnitzer Regierungsbezirk. Damit endete die katholische Herrschaft über eine evangelische Gemeinde.
Ebenfalls im Jahr 1866 erfolgte, im Zuge der Einigungskriege, ein Massendurchzug von preußischen Soldaten. Meuselwitz soll in diesem Jahr einem Heerlager geglichen haben.


1872 Das Denkmal auf dem Dorfplatz erinnert an die 5 gefallenen Soldaten des Deutschen Krieges 1866 und des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71.

Im 19. Jahrhundert wurden die meisten Vier- und Dreiseitenhöfe errichtet. Zuerst wurde das Wohnhaus mit Stall gebaut, später kamen Scheunen und Wirtschaftsgebäude dazu.
Durch eine Kurrende (Umlaufbeschluss) wurde 1876 der Kauf einer neuen Feuerwehrspritze beschlossen. Unterschrift: Adam Gerichtsmann


1885 hatte Meuselwitz 449 Einwohner
1890 zerstörte ein großer Brand das Dorf Meuselwitz. Leider steht uns dazu keinerlei Informationsmaterial zur Verfügung.



Im 1. Weltkrieg hatte Meuselwitz 26 Gefallene zu beklagen, davon 4 Abkömmlinge des Generalfeldmarschalls und Kriegsministers Albrecht Graf von Roon.

Ab 1919 gehörte Meuselwitz zur Provinz Niederschlesien, die 1938 mit Oberschlesien vereinigt wurde.

Für Meuselwitz charakteristisch sind die großen Vierseitenhöfe ca. 15-30 Hektar. Ein Dominium gab es in Meuselwitz nicht.
In den letzten Kriegstagen des zweiten Weltkrieges tobten zwischen Niesky und Bautzen schwere Kämpfe zwischen den deutschen, polnischen und sowjetischen Verbänden. Diese sinnlosen Kampfhandlungen forderten kurz vor Kriegsende noch 7000 Tote.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges 1945 gehörte Meuselwitz zur Sowjetischen Besatzungszone. Durch Heimatvertriebene hatte Meuselwitz nach Kriegsende 610 Einwohner.
Der Landkreis Görlitz wurde 1947 aufgelöst und Meuselwitz kam zum neuen Landkreis Weißwasser-Görlitz, der kurz darauf in Landkreis Niesky umbenannt wurde. Durch die Gebiets- und Verwaltungsreform in der DDR (Auflösung der Länder) am 25. Juli 1952 wurde Meuselwitz dem Kreis Görlitz-Land im Bezirk Dresden zugeordnet.
Nach der Kollektivierung 1960 bildeten die landwirtschaftlichen Betriebe die LPG „Neuer Weg“. In einigen der großen Vierseitenhöfen wurden nach der Kollektivierung durch Um- und Anbauten über 400 Kühe dezentral eingestallt.
In dem ehemaligem Hählehof entstand der Technik-Stützpunkt Meuselwitz. Dort wurden Landmaschinen instandgesetzt. Das Anfang 1970 Jahre gebaute Milchviehkombinat Borda schuf Arbeitsplätze in der unmittelbaren Nähe.
Am 1. April 1959 wurde die südliche Nachbargemeinde Schöps eingemeindet. Direkt durch Schöps führt die Via Regia. Gasthäuser und Schmieden waren charakteristisch für die Orte an der Hohen Straße, so auch in Schöps und Reißaus.



Am 1. Januar 1972 wurde Krobnitz nach Meuselwitz eingemeindet. Krobnitz wurde 1315 urkundlich erwähnt und gehörte damals der Familie von Döbschütz. Im Jahr 1873 erwarb Generalfeldmarschall und Kriegsminister Albrecht Graf von Roon das Schloss samt Parkanlage als Altersruhesitz. In dieser Zeit wurde das Schloss im neoklassizistischen Stil umgestaltet.
2002-2005 erfolgte eine Rekonstruktion.



1875 Bau der Gruft im Krobnitzer Park. 1898 wurde eine neugotische Kapelle über der Gruft von Waldemar von Roon erbaut. In und um die Gruft lagern die sterblichen Überreste der Familie von Roon. Der 1938 tödlich verunglückte Hans Albrecht Graf von Roon wurde neben der Gruft beerdigt. Seine Frau, Gräfin Ilse von Roon wurde 2008 an seiner Seite beigesetzt. Die Kapelle wurde 1980 abgerissen, damit ging ein wichtiges Zeugnis der preußischen Geschichte in Sachsen verloren.
1974 wurden die Orte Oelisch und Goßwitz eingemeindet.

Das ehemalige Einzelgut wurde erstmals im Jahr 1345 erwähnt und als Vorwerk bezeichnet. Später wurde es zum Rittergut erhoben. 1578 erhielt Erasmus d. J. v. Gersdorf die väterlichen Güter, unter anderem Schöps und Goßwitz. 1914 bis 1916 wurde das jetzige Gutsgebäude im neuklassizistischem Stil erbaut. Auf dem Dach befindet sich ein kleines Observatorium. 1945 wurde das Gut durch die Bodenreform zersiedelt. Ab 1949 wurde das Gebäude viele Jahre als Schwerstbehindertenheim genutzt. Zur Gemeinde Meuselwitz gehörten nun Krobnitz, Reißaus, Schöps, Oelisch, Lehnhäuser und Borda.


In den sechziger und siebziger Jahren sorgte die kleine Friedensfahrt für großes Interesse.
1988 wird die erste urkundliche Erwähnung vor 750 Jahren gefeiert.

Nach den ersten freien Wahlen 1990 wurde Karl-Heinz Vogel zum Bürgermeister gewählt.
Die Eingemeindung von Meuselwitz zur Stadt Reichenbach erfolgte am 1.Januar 1994.
Meuselwitz gehörte bis 1997 zu der Superintendentur von Reichenbach und hatte zu der Zeit auch den amtierenden Superintendenten Christoph Werner zum Pfarrer. Mit der Auflösung dieses Kirchenkreises Ende 1997 wurde die Pfarrstelle von dem Reichenbacher Pfarrer Christoph Wiesener in Personalunion versorgt. Seit 1993 wird die Kirche in mehreren Bauabschnitten grundsaniert.
Im Jahr 1996 wurde die Hauptstraße grundhaft ausgebaut. Dabei wurden alle Leitungen erneuert und ein neuer Straßenbelag aufgebracht.

1998 wurden durch eine große ABM Maßnahme der Krobnitzer Park und die beiden Teiche in ihren ursprünglichen Zustand versetzt.

2004 wurden die sanierte Schmiede und ein neues Gerätehaus übergeben.

Die Meuselwitzer Feuerwehr führt jährlich einen internationalen Winterwettkampf durch, der sich ständig wachsender Teilnehmer erfreut.

2007: Die 290 Jahre setzen sich zusammen aus 100 Jahre Feuerwehr, 150 Jahre Orgel und Kirchweihe und 40 Jahre Sportverein.
Zu diesem Ereignis wurde das alte Sportlerhaus durch einen Funktions- und Sozialtrakt aus gebrauchten Container ersetzt.


Der Meuselwitzer Sportverein setzt sich zusammen aus den Sektionen: Fußball, Kinderturnen, Gymnastik, Tischtennis, auch Dartturniere fanden in unserem Saal statt.



Starkregen führte Juli 2012 zu einer Hochwasserwelle, die am Pegel Krobnitz 3,23 m erreichte.


2012 wurde zum Neujahrsempfang in den sanierten Saal in Meuselwitz geladen. Damit ist es Meuselwitz, als einer der wenigen Orte gelungen, seinen Saal zu erhalten.


2013 wurde die sanierte KITA übergeben. Die Förderung erfolgte über das Ziel 3 Projekt der EU. Auf tschechischerer Seite wurde die Elementarschule Okrouhla saniert.

Meuselwitz konnte 2014 den ersten Platz in dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ belegen. Diese Platzierung ermöglichte uns die Teilnahme am Landeswettbewerb.


2014 feierte Meuselwitz die erste urkundliche Erwähnung vor 775 Jahren.


Die Fördermittel zur Brachflächen-Beräumung ermöglichte 2020 den Abriss eines Kuhstalles mit Nebenbauten. Auf dieser Fläche entstanden eine Streuobstwiese und ein Reitplatz.
2020, die neue Mühlgassenbrücke über den Schwarzen Schöps soll auch zu einer Entschärfung der Hochwassersituation beitragen.

2020 wurde in Meuselwitz Glasfaserkabel verlegt, 9 Grundstücke wurden ans schnelle Internet angeschlossen.
2021 Fertigstellung der renaturierten Hähleteiche. Somit befindet sich ein Biotop inmitten des Dorfzentrums.

2023 Wiedereröffnung der reparierten Fußgängerbrücke über die Lache.

2024 gründete sich der Verein Lebenswert e.V.
Quellenverzeichnis:
Buch: Dörfer im Umbruch von Gotthard Ender,
priv. Sammlung von Karl-Heiz Vogel,
priv. Sammlung von Inge Rehn,
priv. Sammlung von Paul-Gerhard Thiele